Im Sommersemester 2020 bieten wir eine neue Runde unsere Lehrforschungsseminars an. Die Anmeldung startet am 1.2. 20. Das Seminar ist weiterhin für Studierende der Medizin, der Sozialwissenschaften und der Philosophie geöffnet. Aber worum geht es eigentlich?
Der Begriff der psychischen Störungen wird sowohl in der psychiatrischen Praxis als auch in der Gesellschaft selbstverständlich verwendet. Doch so eindeutig der Begriff scheint, die Bestimmung seiner grundlegenden Kriterien ist nach wie vor ungeklärt. Im Seminar wollen wir den Begriff der psychischen Störung und wesentliche normative Fragen, die damit zusammenhängen, genauer beleuchten: Wer bestimmt eigentlich, was „normal“ und was psychisch krank ist und welche Kriterien liegen der Definition zugrunde? Geht es um naturwissenschaftliche Fakten? Oder hängt es vor allem an den jeweiligen Normalitätserwartungen einer Gesellschaft, ob ein Verhalten als problematisch angesehen wird? Welche Bedeutung haben Bildung, Geschlecht, Alter, Ethnizität, Religion oder Region? Und was bedeutet das aus ethischer Perspektive?
Das interdisziplinäre Lehrforschungsprojekt DIDKO findet über zwei Semester statt und besteht aus einer Seminarphase und einer Forschungsphase. Es bietet Medizin- Sozialwissenschafts- und Philosophiestudierenden die Chance eines extern-kritischen Blickes auf die psychiatrisch-medizinische Praxis. Das Zustandekommen von Krankheitsdefinitionen, Diagnosen und der gesellschaftliche Umgang mit psychischen Erkrankungen wird medizinethisch und sozialwissenschaftlich reflektiert. Unter Betreuung der DozentInnen wird ein eigenes empirisch-ethisches Forschungsprojekt durchgeführt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit die Forschungsergebnisse auf einer wissenschaftlichen Tagung zu präsentieren.
Semester 1
Teil 1: In der ersten Hälfte der Seminarphase wird eine umfassende Einführung in den Themenbereich des Spannungsfeldes Gesellschaft und Psychiatrie sowie in die qualitativ-empirischen und medizinethischen Forschungsmethoden gegeben.
Teil 2: In der zweiten Hälfte der Seminarphase folgt die praktische Forschungsarbeit an ausgewählten Themen in Kleingruppen, in welchen Ideen für einen Interviewleitfaden und die Datenerhebung erarbeitet werden.
Vorlesungsfreie Zeit und 2. Semester
Teil 3: In der Forschungsphase werden in interdisziplinären Teams Interviews mit Personen aus dem Gesundheitswesen geführt und so eigene Daten im psychiatrischen Kontext erhoben, die dann zusammengetragen und gemeinsam zur Beantwortung der entwickelten Forschungsfragen analysiert und ausgewertet werden.
Teil 4: Abschließend besteht in einer Nachbereitungsphase während der vorlesungsfreien Zeit die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu verschriftlichen, um sie später in angemessenem Rahmen als Fachpublikation oder als Präsentation auf einer wissenschaftlichen Konferenz zu präsentieren.